Körnchens „Purzelbaum“

So langsam rückt der 23. März näher. Bei uns in der Wohnung ist inzwischen so gut wie alles fertig für die „Ankunft“ von Körnchen. Also heißt es eigentlich nur noch warten. Wenn es bis vergangen Montag nicht so gewesen wäre, dass alle bereit waren außer Körnchen! Sie wollte sich einfach nicht mit dem Kopf nach unten drehen.

Dazu muss man sagen, dass es natürlich theoretisch auch möglich wäre, ein Kind mit dem „Po“ zuerst zur Welt zu bringen. Dies wird allerdings nur noch von ganz wenigen Krankenhäusern mitgemacht, da die Komplikationsrate um ein Vielfaches höher liegt als bei der „normalen“ Geburt mit dem Kopf zuerst. Der Grund hierfür liegt in erste Linie daran, dass die Geburt des Kopfes am längsten dauert, weil er nicht ganz so weich und formbar wie der Rest des Körpers ist. So kann es bei einer solchen Geburt passieren, dass zwar schon der Körper geboren ist, der Kopf jetzt aber einfach nicht mehr durch das Becken passt, weil er entweder zu groß ist oder das Becken zu schmal. Was eine sehr gefährliche Situation sowohl für Mutter als auch für das Kind ist. Außerdem kann es passieren, dass der Kopf zwar durchpasst, die Geburt des Kopfes aber sehr lange dauert. Da zu diesem Zeitpunkt das Kind noch über die Nebelschnur mit Sauerstoff versorgt wird, diese aber schon mit dem übrigen Körper draußen ist, kann der Kopf die Nabelschnur abklemmen, was zu einer Sauerstoffuntervorgung führen kann. Alles also nicht so schön. Da ist die „normale“ Geburt wesentlich sicherer.

In der Regel führen die meisten Krankenhäuser bei einer Beckenendlage des Kindes einen Kaiserschnitt durch. Aber darauf waren wir auch nicht wirklich scharf. Irgendwie fehlt da das Wesentliche an der Geburt. Auch für das Kind ist eine normale Geburt mit Wehen besser als ein geplanter Kaiserschnitt. Da die Wehen das Kind ja auf die Geburt vorbereiten. Und außerdem ist es doch auch total langweilig, wenn man weiß, dass z.B. kommenden Mittwoch um 14:00 ein Termin zum Kaiserschnitt angesetzt ist. Da fehlt doch die ganze Ungewissheit und Aufregung, wann es denn nun losgeht und man muss nicht im Zweifelsfall mitten in der Nacht los.

Also haben wir alles Mögliche versucht, um Körnchen doch noch davon zu überzeugen, endlich auf Kopfstand umzustellen. Wir hatten mehrere Male die Hebamme hier, die mit Susan „gemoxt“ hat. Da werden bestimmte Räucherstäbchen verwendet, die anscheinend beim Kind Aktivität auslösen. Was auch wunderbar geklappt hat. Nur drehen wollte sie sich nicht. Abends haben wir immer mal wieder mit der Taschenlampe auf dem Bauch geleuchtet und ich hab ihr jetzt mehr am unteren Ende des Bauches etwas erzählt. Auch die Spieluhr haben wir jetzt mehr ans untere Ende gesetzt. Hat alles nicht geholfen. Wir sind dann am 23. Februar ins Elim gefahren, weil wir von Freunden gehört hatten, dass es zumindest im UKE einen Spezialisten geben sollte, der Kinder durch sanftes Drücken auf dem Bauch drehen kann. Äußere Wendung heißt das. Da wir aber schon im Elim angemeldet waren zur Geburt, wollten wir das erst einmal mit denen durchsprechen. Vielleicht können die das ja auch. Aber die Ärztin dort hat uns auch nur den Rat gegeben, ins UKE zu gehen und dann zur Geburt wiederzukommen. Das würden relativ viele machen. Also sind wir noch am selben Tag rübergefahren, um uns einen Termin geben zu lassen. Glücklicherweise konnten wir gleich am Montag vorbeikommen. Immerhin waren ja nicht mehr viele Wochen nach und jeder Tag zählt, damit das Kind nicht schon zu groß ist. Unser Termin lag damit also in der Mitte der 37. Woche. Donnerstag davor waren wir noch zum CTG und Ultraschall beim Frauenarzt, der uns dann eine Überweisung ausgestellt und vorsorglich den nächsten CTG-Termin direkt am Dienstag angesetzt hat. Quasi zur Nachkontrolle nach dem Drehversuch. Dies wird auch so vom UKE empfohlen.

Montag um 11 ging’s dann ins UKE. Nachdem wir nach ca. 1,5 Stunden Warten drankamen, hat uns Dr. Ortmeyer erst einmal über das Verfahren aufgeklärt. Es wird zunächst einmal eine Ultraschalluntersuchung gemacht, bei der geprüft wird, wo die Plazenta liegt, wie das Kind liegt, wo die Nabelschnur ist, wie groß das Kind ist und wie viel Fruchtwasser vorhanden ist. Außerdem versucht er schon einmal zu fühlen, wie beweglich der „Po“ des Kindes ist. Das ganze fließt dann in eine Punktebewertung ein, wo zwischen 0 und 16 Punkte bei herauskommen können. Je mehr, desto größer die Erfolgswahrscheinlichkeit. Wir lagen bei 8. Diese Punkte sind jedoch nur eine Entscheidungshilfe für den Arzt. Hauptsächlich entscheidet er danach, wie beweglich der „Po“ ist. Da er bei uns relativ fest saß, hat er uns von einem Versuch abgeraten, weil er wenig Aussicht auf Erfolg sah. Nachdem wir ihm aber im Gespräch über das weitere Vorgehen erzählten, dass eine Beckenendlage-Geburt für uns nicht in Frage käme (das UKE gehört zu den wenigen Krankenhäusern in Hamburg, die solche Geburten durchführen) und wir auch einen Kaiserschnitt nach aller Möglichkeit umgehen wollen, hat er uns angeboten, dass man es ja trotzdem versuchen könne. Bei uns könne nicht mehr passieren, als das er Körnchen nicht bewegen könne.

Da im Moment genügend Kreißsääle frei waren, konnten der Versuch auch noch am gleichen Tag durchgeführt werden. Dies wird teilstationär gemacht, damit die Mutter für den Fall einer beim UKE sehr unwahrscheinlichen Komplikation bereits stationär aufgenommen ist, um schnell einen Kaierschnitt machen zu können. Während Susan schon in den Kreißsaal gebracht wurde, musste ich sie unten erst einmal anmelden. Währenddessen hat sie ein wehenhemmendes Medikament bekommen und es wurde ca. 45 Minuten lang ein CTG geschrieben. Dieses Medikament bewirkt nicht nur, dass die Gebährmutter weicher wird, leider erhöht es auch den Herzschlag bei Mutter und Kind, so dass Susan ziemlich zitterig wurde. Aber sie lag ja im Bett unter Aufsicht. Nachdem das CTG. über 45 Minuten OK war, kam dann der Arzt und hat noch einmal per Ultraschall kontrolliert, ob das Kind noch so liegt, wie er es vorhin gesehen hatte, dann ging es los. Er hat zunächst mit einer Hand von unten her den Po von Körnchen angehoben und dann noch einmal kurz oben nachgeführt.  Plötzlich nahm er das Ultraschallgerät und zeigt uns, dass der Kopf jetzt unten wäre. Das Ganze hat nicht mal zwei Minuten gedauert. Susan hat hinterher gesagt, dass der leicht Bewegungsversuch in der Voruntersuchung wesentlich unangenehmer war, als das eigentliche Drehen. Sie hat davon sogar fast nichts Unangenehmes bemerkt. Dr. Ortmeyer hat danach noch ein wenig rumgewitzelt, dass er in Zukunft keine Prognosen mehr abgeben sollte, da es ja problemlos geklappt hatte, obwohl er das vorher nicht gedacht hätte. Seine Erfolgsquote liegt übrigens nach eigener Aussage bei über 60% und die Kaiserschnittrate wegen Komplikationen bei unter 1%.

Jetzt wurde noch einmal ca. 45 Minuten CTG geschrieben, um sicher zu gehen, dass Körnchen den Purzelbaum gut überstanden hat. Im Anschluss daran wurde noch per Ultraschall kontrolliert, dass die Plazenta keinen Schaden genommen hat, und Körnchen richtig liegt. Da alles gut war, durften wir nach Hause und sollten am nächsten Tag zum Frauenarzt zur Nachkontrolle. Auch da war alles bestens und Körnchen liegt seitdem mit dem Kopf unten. Von daher liegt einer normalen Geburt jetzt nichts mehr im Wege und es heißt jetzt wirklich nur noch: Warten!

Wer übrigens auch sein Kind drehen lassen möchte, der sollte sich im UKE an die Pränatalambulanz wenden. Der Experte dort ist Dr. Ortmeyer. Außerdem sind die Kreißsääle dort recht schön eingerichtet und die Schestern und Hebammen sehr freundlich.

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Datum: Samstag, 5. März 2011 13:10
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5 Kommentare

  1. 1

    …nicht schlecht:-)

  2. 2

    Das ist ein netter Stichtag, den hatten wir letztes Jahr auch. geschlüpft ist Justus dann am 13.

  3. 3

    …und meiner am 18.

  4. 4

    Na dann bin ich mal gespannt, wann unsere Kleine schlüpft. Lange kann’s nicht mehr dauern…

  5. 5

    Sehr interessant. Nachdem mir meine Hebamme gestern gerade von Herrn Ortmeyer erzählt hat, falls sich unser Krümel nicht mehr drehen will, war dein Erfahrungsbericht Gold wert.

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