Fundstück: Sozialismus vs. Kapitalismus

Ich bin ja ein entschiedener Gegner sozialistischer Ideen und da habe ich letztens im Heise-Forum (!) im Rahmen einer Diskussion um die Versteigerung der Mobilfunklizenzen folgenden, wunderbaren Betrag gefunden, der sehr anschaulich darstellt, warum Kapitalismus/Marktwirtschaft im Gegensatz zu Kommunismus/Sozialismus einfach besser funktioniert und trotz aller Nachteile den Einzelnen besser teilhaben lässt.

Der Beitrag ist im Original von /mecki78 und der Thread dazu lässt sich abrufen unter diesem Link.

Im ersten Teil geht er nur sehr allgemein auf Kommunismus vs. Kapitalismus ein und bezieht es vielmehr auf die Versteigerung der 5G-Lizenzen. Da er danach vom Benutzer M68k aufgefordert wird, sich mit ihm einmal detaillierter über Kommunismus und Sozialismus zu unterhalten, wird er deutlicher und analysiert sehr schön die Punkte, die dazu führen, dass sich Kapitalismus im Gegensatz zum Kommunismus selbst erhält und spielt dabei auch auf die Natur des Menschen an.

Ich habe seine beiden Beiträge zu einem Text zusammengefasst, und ein paar Dinge gelöscht, die nicht direkt mit dem Thema zu tun haben. Man kann alles aber unter dem o.g. Link nachlesen.

 

„Für jedes Problem gibt es eine Lösung, die einfach, klar und falsch ist.“
– Henry Louis Mencken ( https://gutezitate.com/zitat/239743 )

In der Theorie lösen Kommunismus und Sozialismus alle Probleme dieser Welt, in der Praxis aber lösen sie nicht einmal die Hälfte und für jedes Problem, das sie tatsächlich lösen, schaffen sie meistens gleich zwei neue, so dass du dich am Ende mit Problemen herumschlagen musst, die du ohne diese Systeme niemals hättest. Das liegt daran, dass das theoretische Konstrukte sind, die sich Menschen rein fiktional zusammengesponnen haben, ohne dass es diese Systeme in dieser Form schon jemals irgendwo real gelebt wurden und ohne dass irgendwer dieses Systeme objektiv auf ihre Praxistauglichkeit geprüft hätte. Denn die Wahrheit ist, diese beiden Systeme funktionieren nicht in der Praxis, weswegen jeglicher Versuch sie umzusetzen entweder komplett gescheitert ist oder zu einem System geführt hat, bei dem es der Mehrheit der Bevölkerung am Ende schlechter als vor der Einführung ging und sich für den Rest nur wenig verändert hat, wirklich davon profitiert hat immer nur eine winzige Elite, was aber genau das ist, was diese Systeme ja eigentlich verhindern sollten.

Der Grund, warum alle erfolgreichen Staaten heute mal mehr und mal weniger auf den Kapitalismus setzen ist nicht der, dass wir alle Kapitalismus so toll finden oder dass Kapitalismus garantiert immer jeden zum Besten gereicht, sondern schlichtweg der, dass er grundsätzlich funktioniert und wir haben einfach nicht so viele Systeme, von denen wir das behaupten können. Er führt zwar nicht immer zum gewünschten Ergebnis und schon gar nicht immer zum besten Ergebnis, aber der Kapitalismus ist ein System, das sich selber am Leben erhält und in dem jeder eine Chance hat von ganz unten nach ganz oben zu kommen, sofern er selber aktiv wird und seine Chancen auch ergreift, denn geschenkt wird niemanden etwas in diesem System.

Frequenzen an den meistbietenden zu versteigern mag eine schnöde Kapitalismuslösung sein, vor allem da hier ja der mit dem meisten Kapital am meisten zum Zug kommt, aber bislang fehlt jeglicher Beweis, dass eine andere Lösung am Ende zu besseren Ergebnissen führen wird. Denn das Geld was die Firmen zahlen wird ja nicht verbrannt, sondern es fließt an den Staat und dient ja somit dem Gemeinwohl. Denn letztlich gehören die Frequenzen nicht dem Staat, die Frequenzen gehören uns allen, jedem einzelnen Bürger. Der Staat verwaltet diese nur in unserem Namen und aktuell veräußert er sie in unserem Namen, ergo stehen die Einnahmen auch uns allen zu.

Dein Lösungsvorschlag mag sich auf den ersten Blick gut anhören und einen schnelleren Netzausbau begünstigen, aber dein Vorschlag ist gerade mal zwei kurze Sätze lang und du siehst ja wie viele Probleme ich oben schon aufgetan habe, oder? Und ich behaupte, dass ich damit gerade mal die Spitze der Probleme erfasst habe. In der Praxis müsste man das alles genau spezifizieren und am Ende werden aus deinen zwei Sätzen 50 Seiten gedruckter Vertragstext mit Klauseln und Unterklausel. Zuerst wird dann Geld verbraten dieses Monster überhaupt auszuhandeln, dann wird Geld damit verbraten diese Verträge einzuhalten. Das ganze wäre eine gigantische ABM für Anwälte, Juristen und Richter, die letztlich auch wieder nur Geld verbraten, ohne dass der Mobilfunkkunde dadurch ein besseres Netz hat.

Ich sage nicht, dass ich es gut finde, wie wir derzeit Frequenzen vergeben, aber dein Vorschlag ist wie Kommunismus: Klingt besser, wenn man ihn liest, wirft aber unzählige Fragen auf, wenn man ihn umsetzen will und wird in der Praxis wahrscheinlich deutlicher schlechter funktionieren als das was wir aktuell haben.

> Wir sollten uns mal ganz ausführlich über Kommunismus und Sozialismus unterhalten.

Wozu sollte das gut sein? Diese beiden System funktionieren faktisch nicht in der Praxis, also was sollte es bringen sich darüber lange zu unterhalten? Das ist so wie wenn wir uns über das Perpetuum Mobile unterhalten würden, denn die funktionieren genauso wenig in der Praxis, egal wie gut sie in der Theorie auch aussehen mögen; und manche sehen wirklich gut aus und haben sogar Wissenschaftler schon getäuscht, aber das ändert nichts daran, dass sie gar nicht funktionieren können.

Der Grund warum der Kapitalismus funktioniert ist der, dass er sich selber am Leben hält. Das erreicht er dadurch, dass er Menschen dafür belohnt, wenn sie dazu beitragen ihn am Leben zu erhalten. Und natürlich wird es immer Menschen geben, die belohnt werden wollen und daher freiwillig genau das tun, was nötig ist, das System am laufen zu halten.

Dieser Belohnungsmechanismus fehlt aber im Kommunismus genauso wie im Sozialismus. Diese Systeme halten sich nicht selber am Leben, im Gegenteil, diese System sind selbstzerstörerisch. Damit diese Systeme überleben können, muss irgendwer dafür sorgen, dass diese Systeme am Leben gehalten werden. Nur wer sollte das tun und warum sollte er das tun, wenn er überhaupt nichts dafür bekommt, im Gegenteil, sogar Nachteile dadurch in Kauf nehmen muss?

Also bildet sich immer irgendwann eine herrschende Gruppe, die diese Systeme gegen alle Natürlichkeit gewaltsam am Leben halten möchte und gewaltsam ist hier das Stichwort. Da sie es alleine nicht können, sondern auf die Mitarbeit der Mehrheit der restlichen Bevölkerung angewiesen sind, diese aber wiederum kein Interesse daran hat ihr Wohl für das Wohl eines kaputten Systems zu opfern, läuft es am Ende immer auf das Gleiche hinaus:

Verblendete Idealisten werden von dieser herrschenden Gruppe künstliche belohnt bis hin zum Fundamentalismus, sie werden ermutigt ihre Mitbürger zu bespitzeln und jegliches „Fehlverhalten“ zu melden, denn wer nicht für das System arbeitet, wird zum Staatsfeind erklärt und bist du nicht willig so brauch‘ ich Gewalt. Und so rutschen alle diese Staaten langfristig in totalitäre Regime ab, weil fängst du einmal damit an, Menschen mit Gewalt zu etwas zu nötigen, dann überschreitest du eine Grenze, die dann relativ schnell verschwindet. Und irgendwann heißt es dann: Warum versuchen Leute langwierig zur Mitarbeit zu überreden oder für ihre Mitarbeit teuer zu entlohnen, wenn du sie einfach dazu zwingen kannst? Geht viel schneller, ist viel günstiger und liefert sichere Erfolge.

Diese kleine, herrschende Gruppe besteht anfänglich in der Regel selber aus Idealisten, die glauben, dass auch wenn sie hier mit Gewalt arbeiten und Menschen zwingen, sie letztlich etwas Gutes tun, frei nach dem Motto „Manche Menschen müssen erst zu ihrem Glück gezwungen werden.“ Aber zum einen heiligt der Zweck nicht die Mittel und zum anderen ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese Idealisten durch eine machthungrige Elite ersetzt wird, die hauptsächlich auf den eigenen Vorteil bedacht ist und der das System an sich dann auch komplett egal ist, solange es nur dem eigenen Machterhalt dient. Sie behaupten nur das System zu verteidigen, weil sie so alle staatliche Gewalt hinter sich vereinen können, die denkt (oder sich einredet) für das System zu arbeiten, wenn sie in Wahrheit nur für die Almachtsfantasien dieser Gruppe arbeitet.

Das alles hat der Kapitalismus nicht nötig, im Gegenteil, da hier das System selber für die Belohnung sorgt und natürlich jeder eine Belohnung haben möchte, ist hier die Gefahr, dass die Menschen das System zu gut am Leben halten und das System dadurch aus dem Ruder läuft. Denn an Kapitalismus ist grundsätzlich nichts Schlechtes, aber das System ist wertneutral, d.h. es kennt keine Ethik und keine Moral oder so etwas wie Umweltschutz und es versucht auch keine Gleichheit oder Gerechtigkeit zu erreichen. Stattdessen kann jeder in diesem System sich hocharbeiten und damit ein größeres Stück vom Kuchen abhaben, aber das geht nur, wenn irgendwer anderes dafür ein bisschen kleineres Stück bekommt. Zwar wächst der Kuchen als ganzes je mehr Leute beim System mitmachen, aber er wird nicht unbegrenzt wachsen.

Während du also Kommunismus und Sozialismus stetig anschieben musst, damit das System nicht zusammenbricht, musst du beim Kapitalismus höchsten hin und wieder etwas auf die Bremse treten, damit das System nicht immer mehr Fahrt aufnimmt und dann irgendwann komplett aus dem Ruder läuft (Stichwort Turbokapitalismus). D.h. du musst dafür sorgen, dass nicht irgendwer unverhältnismäßig viel Kuchen bekommt, weil sich sonst der Rest nur noch um die Krümel streiten kann. Sofern aber genug Kuchen für alle da ist, musst du nicht groß weiter aktiv werden, denn die Aufteilung, die bestimmst nicht du, die machen die Leute schön unter sich aus. Nicht zuletzt auch deswegen funktionieren die anderen beiden Systeme nicht, weil hier jemand Drittes über die Aufteilung entscheidet, sprich, du hast es nicht selber in der Hand, wie viel du bekommst und du kannst es auch nicht direkt beeinflussen. Menschen leisten aber unterschiedlich viel und was sie leisten ist unterschiedlich wertvoll für die Gesellschaft, daher müssen sich deren Kuchenstücke unterscheiden, alles andere akzeptieren Menschen auf Dauer nicht.

Manche würden auch sagen: Du musst auch dafür sorgen, dass niemand leer ausgeht, aber das sehe ich grundsätzlich anders. Du musst IMHO lediglich schauen, dass Menschen, die nicht in der Lage sind am System teilzunehmen, nicht leer ausgehen, also z.B. Kinder, alte Menschen, kranke Menschen, Menschen mit Behinderung, Menschen die sich um Angehörige kümmern müssen, usw. Denn diese Menschen wären sonst massiv benachteiligt. Aber für alle anderen gilt: Ihr werdet nicht leer ausgehen, ihr müsst nur etwas dafür tun. Wer dazu nicht bereit ist, der geht vielleicht wirklich leer aus, der ist aber auch selber Schuld daran und warum sollte man Faulheit, Untätigkeit und Widerwillen auch noch belohnen? Nichts davon nützt der Gesellschaft und wer der Gesellschaft nicht nützt darf dafür nicht auch noch Geschenke von der Gesellschaft erwarten.

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Datum: Sonntag, 9. Juni 2019 16:25
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