Meiner Mutter ist letztens bei Famila die sogenannte „Volkszahnbürste“ von Oral-B/Braun aufgefallen und sie war etwas irritiert über den Ausdruck. Da hat sie sich gleich mal an Famila gewendet und gefragt, was das soll. Herausgekommen ist ein recht unterhaltsamer Mailwechsel, den ich euch nicht vorenthalten möchte. Natürlich habe ich Namen und Mailadressen gelöscht. Im Endeffekt stellt sich dann heraus, was viele mit Sicherheit vermutet haben: Dass es sich hierbei um irgendeine alberne Kooperation mit der Bild-Zeitung bzw. dem Axel-Springer-Verlag geht, die sich ja immer so sehr um das „Wohlergehen des dummen Deutschen Volkes“ kümmern.

Aber nun viel Spaß:

Von: ——
Gesendet: Samstag, 16. Januar 2010 10:00
An: ——
Betreff: Angebot Zahnbürste

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Interesse habe ich Ihre heutige Werbung gelesen. Hierzu drängt sich mir eine Frage auf:
Was, bitte schön, soll eine „Volkszahnbürste“ für Kinder sein?

Hier zeigen Sie m. E. ein gutes Beispiel für sinnlose Wortschöpfungen, wie sie z. Zt., besonders in der Werbung, üblich sind. Dabei ist diese Wortschöpfung nicht einmal witzig – eben wegen der Sinnlosigkeit.

Sie bietet zumindest Material für Fragen, Interpretationen – und für Satire. Wer ist das Volk und wer steht hier über dem „Volk“? Putzt jetzt das ganze „Volk“ mit einer Bürste? Was hat die Volkszahnbürste mit dem Volkswagen gemeinsam? Haben Kinder schon ein Verständnis dafür, was mit „Volk“ gemeint ist? Was ist hier eigentlich mit „Volk“ gemeint? Gehört „famila“ nicht dazu? Soll hier ein besonderer Fürsorge-Gedanke (für das Volk) hervorgehoben werden? Und dürfen Nicht-Deutsche, die ja wohl bei dem Begriff „Volk“ leider ausgeschlossen sein sollen, nicht mit dieser Bürste putzen?

Also ganz einfach: Der Begriff ist QUATSCH!

Nichts für ungut!

Mit freundlichen Grüßen
——

Und hier die Antwort:

Von: ——
Gesendet: Montag, 18. Januar 2010 07:48
An: ——
Betreff: AW: Angebot Zahnbürste

Sehr geehrte Frau ——,

vielen Dank für Ihre Email und Ihren freundlichen Hinweis auf die Bezeichnung „Volkszahnbürste für Kinder“ Bei der BRAUN Oral-B Zahnbürste.

Produktbezeichnungen werden selten durch den Handel selbst erstellt, sondern werden von der Industrie festgelegt. Gerne leiten wir Ihre Anfrage an den Hersteller weiter, um Auskunft über den Begriff Volkszahnbürste zu erhalten. Sollte sich der Hersteller nicht direkt bei Ihnen zurückmelden, werden wir Ihnen umgehend Auskunft geben, sobald wir eine Antwort auf Ihre Frage erhalten haben.

Bis dahin senden wir viele winterlich sonnige Grüße, 

——

– FAMILA Kundenservice –
Tel. 0800 777 22 33
kontakt@famila-nordost.de

Kurz darauf kam dann noch folgende Mail:

Von: ——
Gesendet: Dienstag, 26. Januar 2010 15:26
An: ——
Betreff: WG: Angebot Zahnbürste

Sehr geehrte Frau ——,

vielen Dank für Ihre Geduld, gerne erläutern wir Ihnen den Begriff „Volks-Zahnbürste“ nun genauer.

Nach den von der Industrie erhaltenen Informationen handelt es sich bei den „Volks-Produkten“ um so genannte Crossmediale Abverkaufsaktionen. Seit ihrem Start im Jahr 2002 sind die „Volks-Aktionen“ ein Garant für absatzstarke Kooperationen.

Im Rahmen solcher Aktionen wählt der Partner, im Fall der Zahnbürste also die Firma BRAUN – Oral-B, gemeinsam mit BILD.de ein Produkt (oder eine Produktgruppe) aus, welches dann exklusiv mit BILD.de als „Volks-Produkt“ beworben wird. Dabei zeichnen sich „Volks-Produkte“ durch ein gutes Preis-Leistungsverhältnis aus und erreichen durch die Vermarktung über die BILD einen breiten Kundenkreis in ganz Deutschland.

Über den Sinn des Produktnamens jedoch können wir leider keine Auskunft geben. Hier wäre besser die Firma BRAUN bzw. die BILD Ansprechpartner, da die Namensgebung dort erfolgte. Lediglich der Vertrieb des Artikels erfolgte über Famila.

Wir freuen uns, wenn wir Ihnen weiterhelfen konnten und senden

viele freundliche Grüße, 

——

– FAMILA Kundenservice –
Tel. 0800 777 22 33
kontakt@famila-nordost.de

Worauf meine Mutter noch folgende Mail schickte:

Von: ——
Gesendet: Mittwoch, 27. Januar 2010 05:59
An: ——
Betreff: AW: Angebot Zahnbürste

Sehr geehrte Frau ——,

vielen Dank für Ihre Mitteilung.

Also lag ich mit meiner Einschätzung hinsichtlich des Niveaus des Namens-Verursachers sehr richtig. Ich lese die „Volks“-Zeitung (wirklich) nicht und konnte daher diese Verbindung nicht selbst herstellen.

Weiterhin gute Geschäfte

wünscht

——